Im fensterlosen Soziologiebuchbereich einer Bibliothek, die durchgehend geöffnet ist, werden seit acht Jahren immer wieder Mitarbeiter, Studierende und Besucher von unerklärlichen bis bedrohlichen Phänomenen heimgesucht. Der Autor Oliver Susami betont, dass es sich um wahre Tatsachenberichte handelt und er die Originalaufnahmen der Interviews mit diesen verschiedenen Zeugen noch immer besitzt.
Paranormale Tatsachenberichte: Worum geht darin?
Der Roman „S3: Spuk in der Bibliothek. Eine Annäherung an das Unheimliche“ von Oliver Susami ist keine „Geschichte“ im üblichen Sinne. Der Autor beschreibt, wie ihn während dem Verfassen seiner Doktorarbeit das unter Studenten angesprochene Mysterium, die unerklärlichen Vorgänge im Kellergeschoss der Bibliothek, immer mehr fasziniert.
Aufgrund eines für ihn immer noch rätselhaften Phänomens in seiner Kindheit, um dessen Aufklärung er sich damals nicht genügend bemüht hatte, lockt es ihn, diesem Geisterspuk in seiner Universität Anfang des Jahres 2008 nachzugehen.
So hängt Oliver Susami Zettel am Schwarzen Brett in der Nähe der Mensa auf, in denen er Betroffene des Bibliotheksspukes bittet, ihm zu einem Interview zur Verfügung zu stehen.
Tatsächlich melden sich Spukopfer oder die, die von paranormalen Phänomenen in dem S3-Bereich der Universitätsbibliothek gehört haben.
Oliver Susami führt die Interviews und schreibt sie wortgetreu herunter. Weiterhin berichtet er von seiner unheimlichen Erfahrung in seiner Kindheit.
Es existiert eine Bibliothekskatze, die diesen Bereich im Untergeschoss der Bibliothek strikt meidet. Doch sie kommt nur am Rande vor und ihr geschieht nichts.
Auch der Autor verbringt im Rahmen seiner Doktorzeit viel Zeit oft auch bis spät in die Nacht in dem S3-Bücherbereich der Bibliothek. Nach seinen Interviews sowohl mit männlichen als auch mit weiblichen Betroffenen wundert er sich, dass er selbst trotz seiner einsamen Studien in der Bibliothek keinerlei rätselhafte Erlebnisse hatte.
Er beschließt, den Geisterspuk hervorzurufen, indem er einige Tage weit über Mitternacht allein im S3-Bereich bleibt. Wird es auch ihn treffen?
Vorsicht: Spoiler
Die paranormale „Präsenz“ nimmt Oliver Susamis Herausforderung an und beschert ihm einen Albtraum.
Warum und wer dieses grauenhafte Spukwesen im S3-Bereich ist, wird nicht geklärt.
Auch, wenn dies für einige Leser enttäuschend sein mag, so verstärkt dieses offene, spekulationsfreie Ende noch die offene Haltung des Autors und nicht unerheblich auch den nachhaltigen Gruseleffekt.
Weil man schließlich keinerlei Ahnung hat, warum der Geist erscheint und Leute bedroht, kann der Leser sein Gruselgefühl auch nicht mit „Solch eine Sache betrifft mich eh‘ nicht“ beruhigen.
Was ist an diesen paranormalen Tatsachenberichten mit verschiedenen Zeugen so besonders?
Zum einen ist es keine zusammenhängende Geschichte im üblichen Sinne, sondern eine Handlung, in der zu einem erheblichen Teil Interviews eingebettet sind. Daher wirkt das Buch eher wie eine journalistische Recherche, was es auch sein könnte, denn Oliver Susami ist studierter Soziologie, Journalist und Grafiker.
Allerdings ist das Titelbild, das einen vom Geist heimgesuchten Gang im Untergeschoss der Bibliothek zeigt, nicht vom Autor selbst geschossen worden. Selbst ihn haben all die Berichten und Vorkommnissen letztlich dazu gebracht, diesen spukenden Ort nicht mehr aufzusuchen.
Ein Plan des Bibliotheksuntergeschosses ist ebenfalls auf den ersten Seiten des Buches abgebildet, um die Schilderungen, an welchem Ort etwas stattgefunden hat, besser mitverfolgen zu können.
Die Sprache ist ein einfaches, Umgangs- oder Gesprächsdeutsch. Da der Autor die mündlich geführten Interviews originalgetreu in dem Buch wiedergegeben hat, fehlen auch die Pausenzeichen, die „Ähms“ und die Wiederholungen nicht. So fühlt sich der Leser, als würde er den Zeugen des Spukes in S3 gerade eben selbst befragen.
Die am Anfang eher harmlosen und durchaus durch Schlafmangel oder Ähnliches hervorrufbare Spukphänomene nehmen im Laufe der Schilderungen an Bedrohlichkeit und Intensität zu. Die Spannung steigt daher ebenso in diesen Schilderungen trotz gelegentlicher Wiederholungen und Langatmigkeit in den Interviews an.
Dabei befragt der Autor, der Interviewer, seine Zeugen nur. Er beurteilt nicht. Oliver Susami sucht bei all seinen paranormalen Tatsachenberichten nur nach möglichen natürlichen Erklärungen, bewertet sie jedoch nicht.
Durch diese Besonderheiten überlässt der Autor den Lesern, sich ihr eigenes Urteil über die unheimlichen Sachverhalte im Bibliotheksbereich zu machen. Er beharrt nicht auf Geistererscheinungen, auf religiöse Gründe oder darauf, dass dies alles Unsinn und Einbildung ist. Er stellt nur Mutmaßungen an. Zusammen mit den schriftlichen Live-Interviews zum größten Teil in ungekürzter Fassung erhalten diese paranormalen Tatsachenberichte ein ganz besonderes Flair. Manche mögen es als gewöhnungsbedürftig bezeichnen, in mir hat dies Buch jedoch intensiv nachgeklungen.
Es vereinigt Gruseleffekt mit dem Nachdenken über eigene erlebte, ungeklärte Phänomene. Inzwischen hat sich „S3: Spuk in der Bibliothek. Eine Annäherung an das Unheimliche!“ zu meinem Lieblingsbuch unter den paranormalen Tatsachenberichten entwickelt.
Fazit: Ist dieses Buch etwas für dich?
Magst du
– nachhaltige Spuk- und Gruselgeschichten und
– Geistergeschichten besonders gerne, wenn sie auf wahren Tatsachen beruhen und
– es, mal in die Haut eines Reporters zu schlüpfen, der paranormalen Phänomenen auf den Grund gehen möchte?
Dann ist „S3: Spuk in der Bibliothek. Eine Annäherung an das Unheimliche!“ Von Oliver Susami für dich unbedingt empfehlenswert.
Quellen und weiterführende Links:
http://adieutristesse.org/vortrag-und-lesung-mit-oliver-susami/
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